Die Karneval in Venedig

Die Anfänge des venezianischen Karnevals gehen auf die Compagnie di calza zurück, Gruppen von jungen Aristokraten, die sich schon im 15.Jh. zusammenschlossen, um raffinierte Vergnügungen zu organisieren, an denen jeder teilnehmen konnte, sofern man maskiert und verkleidet war. Diese jungen Leute erkannten untereinander an der Farbe der Strümpfe, eben den calze. Offizieller Beginn war ursprünglich der 26. Dezember, das Ende markierte der Aschermittwoch. Während der Aschermittwoch als Ende unangetastet blieb, wurde der Anfang allmählich immer weiter vorgezogen. Im frühen 18. Jh. begann der Karneval schon im Oktober, die Weihnachtszeit bildete nur eine kurze Unterbrechung in einer fast ein halbes Jahr dauernden Maskerade. Prunkvoll und raffiniert wie nirgends sonst waren die venezianischen Feste in ganz Europa berühmt und obligatorische Etappe für Adlige und Reisende.

Die berühmteste Maske ist die bauta. Anfangs bezeichnete das Wort eine Mantille (Schleier- oder Spitzentuch) aus schwarzer Seide mit Spitzenstickerei, dazu einen Dreispitz und eine weie Maske larva oder volto. Der untere Teil stand so weit vom Mund ab, dass die Maske auch über Stunden getragen werden konnte, man konnte also problemlos damit essen und sprechen. Den Hut mute man allerdings aufbehalten, weil die Maske an ihm befestigt war. Alle Venezianer - Männer wie Frauen, Adelige wie Bürger - durchstreiften die Stadt in der bauta. Ein weites Cape der tabarro vervollständigte das Kostüm und garantierte völlige Anonymität.

Der Karneval fand sein vorläufiges und tragisches Ende als am 14. Mai 1797 die Napoleonischen Truppen Venedig besetzten.

Erst 1979 haben Künstler und Studenten den Karneval aus seinem fast 200 Jahre dauernden Schlummer wieder zum Leben erweckt. Die 12 Tage vor Aschermittwoch sind eine einzigartige sinnenbetörende Orgie der Phantasie. Die Masken und Kostüme werden von den Karnevalsbegeisterten die übrigens hauptsächlich aus Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien kommen - vorwiegend in aufwändiger Handarbeit aus edlen Stoffen und Materialien selbst gefertigt. Man trägt die alten traditionellen Masken der klassischen Commediea dell'Arte (Atlecchino, Pulcinella, Pantalone ...), die Maske des Pestdoktors mit Raubvogelschnabel oder spektakuläre Eigenkreationen. Die Masken präsentieren sich vor allem rund um den Markusplatz den Touristen und Fotografen. Auf den Campi spielen Straentheater und Musikgruppen. Es ist ein Karneval der die Sinne und die Phantasie anspricht. Die Maskierten sind eingerahmt von der einzigartigen Architektur Venedigs. Einmalig und voller Geheimnisse strahlen sie ihren Zauber aus. Sie erscheinen erhaben, unnahbar und verlockend zugleich. Lächelnd, verführerisch oder gar bedrohlich ziehen sie uns in ihren Bann.

Neben dem Treiben auf und um den Markusplatz finden abseits des großen Touristenrummels auch Bälle in den Palazzos und historischen Hotels statt. Man trägt (teilweise atemberaubende) historische Kostüme. Vor und nach den Bällen trifft man sich am liebsten im Café Florian. Das älteste und sicherlich auch das schönste Café der Welt ist der Szenetreff historischer Kostüme, zu denen sich auch immer mehr moderne Variationen mischen.

Der venezianische Karneval ist wirklich einzigartig auf der Welt, wer ihn einmal erlebt hat kann sich seinem Zauber nicht mehr entziehen. Ich bin mir sicher, dass die Bilder der Masken und Kostüme vor der traumhaften Kulisse Venedigs auch Sie begeistern werden.